Ó Dr. Dietmar Z o b e l

KREATIVITÄT MIT SYSTEM ?

SYSTEMATISCHES ERFINDEN VERBINDET WISSEN UND INTUITION

Der methodische Zugriff auf erfinderisch übertragbare Prinziplösungen

 

Situation

Jeder Praktiker wünscht sich, dass er schnell zu hochwertigen Ideen (betrifft: neue Produkte, Verfahren) gelangt, und diese in allgemein anerkannte, nützliche Lösungen umsetzen kann. Glücklicherweise sind wir heute nicht mehr auf Zufälle oder den so genannten "göttlichen Funken" angewiesen. In den letzten Jahrzehnten wurden beispielsweise die Methoden des Brainstorming, der Morphologie, der Bionik und der Synektik zu einem beachtlichen Stand entwickelt. Jedoch arbeiten diese in der Kreativitätsliteratur und in den einschlägigen Seminaren bevorzugten Methoden nicht genügend systematisch. In den meisten Fällen wird die kritische Systemanalyse grob vernachlässigt, das intuitive Element wird überbetont, und die Fülle der so erzeugten Ideen führt - insbesondere beim Brainstorming - zu einem neuen Problem: bin ich (auch bei Anwendung einschlägiger Bewertungsverfahren) wirklich sicher, die allerbeste Idee für die weitere Bearbeitung ausgewählt zu haben? Da die meisten Menschen zunächst einmal überwiegend herkömmliche, nicht selten zweit- bis drittrangige Ideen produzieren, und da oftmals hierarchisch Hochrangige am Brainstorming teilnehmen, kommt ein weiteres schwer wiegendes subjektives Problem hinzu: wer wagt es schon, in der Bewertungsrunde die Vorschläge seines Chefs sämtlich durchfallen zu lassen?

Wünschenswert wäre demnach eine komplexe Methode, die - nach gründlicher Analyse der zu lösenden Aufgabe - von vorn herein nur relativ wenige, dafür aber garantiert hochwertige, beinahe objektiv vorgeprüfte, unmittelbar zielorientierte, praxistaugliche Ideen liefert.

 

Ein völlig neuer Denkansatz

Derzeit gibt es weltweit nur einen Denkansatz, der verlässlich - gewissermaßen auf einem "Leitstrahl" - von der richtig gestellten Aufgabe zum annähernd idealen Resultat führt. Diese noch immer kaum bekannte Methode beruht auf dem "Algorithmus zur Lösung erfinderischer Aufgaben" (ARIZ) nach G.S. Altschuller, von ihm weiterentwickelt als "Theorie zum Lösen erfinderischer Aufgaben" (TRIZ). Definiert wird dabei zunächst das angestrebte Ideale Endresultat, sodann werden die Widersprüche formuliert, welche auf dem Weg zum Ideal zu überwinden sind, und schließlich werden verlässliche Lösungsstrategien (Prinzipien zum Lösen Technischer Widersprüche) angewandt. Entscheidend ist die Widerspruchsformulierung, denn eine jede (durch Optimieren nicht lösbare) hochwertige Entwicklungsaufgabe ist gewöhnlich mit einer paradoxen Forderung verknüpft: etwas muss da und dennoch nicht da, heiß und zugleich kalt, offen und dennoch geschlossen sein (konventionelle Antwort: "Das geht nicht"). Über eine Matrix werden die zur Lösung des zunächst unlösbar erscheinenden Widerspruchs tauglichen Prinzipien ausgewählt. Jedes Prinzip ist mit vielen Beispielen aus den unterschiedlichsten Fachgebieten belegt, extrahiert aus Zehntausenden von Patentschriften. Die kreative Tätigkeit des Erfinders besteht nun in der "Übersetzung" eines geeigneten Beispiels zwecks Schaffung eines im eigenen Fachgebiet neuen, in anderen Gebieten aber durchaus nicht prinzipiell neuen Mittel-Zweck-Zusammenhanges. Außer den Prinzipien zum Lösen Technischer Widersprüche verfügt die Methode noch über weitere verlässliche Þ Strategien (Standards zum Lösen von Erfindungsaufgaben, Physikalische Effekte, Stoff-Feld-Regeln, Separationsprinzipien zum Trennen der einander anscheinend ausschließenden erfinderischen Forderungen, u.a.). Inzwischen gibt es auch diverse moderne Computerprogramme zum TRIZ-System, wie Tech Optimizer oder Innovation WorkBench, die sich jedoch erfahrungsgemäß nur nach Erlernen bzw. Verinnerlichen der zu Grunde liegenden widerspruchsorientierten Denkweise optimal nutzen lassen.

 

Lässt sich diese ungewöhnliche Innovationsmethode erlernen?

Unter der Voraussetzung motivierter, unvoreingenommener Teammitglieder ist das System, und zwar unabhängig von der Branche, durch einen erfahrenen Methodiker in entsprechenden Seminaren durchaus erfolgreich zu vermitteln. In Frage kommen einerseits offene Seminare, besonders aber auch die Bearbeitung von "live"-Themen direkt im Unternehmen. Nach einer kurzen Einführung (Prinzipieller Unterschied zwischen Optimieren und Erfinden, Schutzvoraussetzungen, Mängel und Schwächen der "klassischen" Methoden, Grundlagen der widerspruchsorientierten Altschuller- Methoden TRIZ und ARIZ) üben die Teilnehmer aktiv an Beispielen von allgemeinem Interesse. Sodann werden gegebenen Falls die "live"-Themen bearbeitet, und zwar mindestens bis zur Stufe der hochrangigen Entwicklungsaufgabe und des zu wählenden Lösungsansatzes. Auf Wunsch kann die Aufgabe bis zur fertigen innovativen Lösung betreut werden. Da das vom Unternehmen ausgewählte Bearbeiter-Team jedoch aus erfahrenen Fachleuten bestehen sollte, lässt sich die Bearbeitung oft auch eigenständig fortsetzen und erfolgreich abschließen. Seminare bzw. Workshops dieser Art bewirken eine wesentliche Verkürzung der Entwicklungszeiten bei zugleich erheblicher Steigerung des Niveaus der erzielten erfinderischen bzw. innovativen Lösungen.

 

Einsatz nicht nur in der Technik? Ja, Denkmethode rangiert vor Erfindungsmethode!

Wir erkennen, dass es sich offensichtlich nicht nur um eine Erfindungs- sondern auch um eine übergreifend gültige bzw. universell zu nutzende Denkmethode handelt. Hauptziel ist das Vermeiden von (häufig faulen) Kompromissen: gewöhnlich wird an einer Kennziffer ein bisschen herumverbessert, wobei nicht selten andere, ebenfalls wichtige, Kennziffern auf Kosten der "verbesserten" Kennziffer auf der Strecke bleiben. Methodischer Kernpunkt von TRIZ ist deshalb das Widerspruchsdenken: es sichert, falls ein System weiß und schwarz zugleich zu sein hat, dass nicht etwa grau herauskommt. Somit wird, da es sich hier nicht um logische Widersprüche handelt, die Nähe zur Hegelschen Dialektik (These, Antithese, Synthese) deutlich. Dies wiederum erklärt die enorm anregende Wirkung einer derartigen Betrachtungsweise: viele Beispiele auf hohem (sinngemäß erfinderischem) Niveau finden sich in künstlerischen Darstellungen; insbesondere gilt dies für Karikaturen. Deren Wirkung beruht geradezu auf der ungewöhnlichen Verknüpfung an sich ganz gewöhnlicher Sachverhalte, d.h. letztlich auf der Darstellung einer unkonventionellen Lösung dialektischer Widersprüche. Wir erkennen ferner die Nähe zu ungewöhnlichen (und damit besonders wirksamen) Werbebotschaften. Auch im Management dürften neue - über das Konventionelle wesentlich hinaus gehende - Lösungen wohl nur über eine solche Denkweise zugänglich sein.

 

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