Zusammenfassung

Es gibt bereits zahlreiche Methoden zur Ideensuche bzw. zum Gewinnen kreativer Ergebnisse. Die bekannteste und am häufigsten angewandte Methode ist das Brainstorming, das auf den Spontanideen eines mehr oder minder befähigten Teams beruht. Jedoch neigt der Mensch dazu, das zu denken, was andere vor ihm auch schon gedacht haben. Er denkt überwiegend in Richtung des „Trägheitsvektors“. Deshalb sind die meisten der so gewonnenen Ideen nicht neu, sondern eher banal. Wegen ihrer Vielzahl müssen sie zwecks Auswahl zudem aufwändig bewertet werden. Nur äußerst selten wird dabei ein „Goldkörnchen“ gefunden. Auch beinhalten die meisten der Ideen einen typischen Kompromiss („Etwas ein bisschen besser machen, selbst wenn es dafür an einer anderen Stelle etwas schlechter wird“). Deshalb liefern die klassischen Methoden, falls schwierigere Aufgaben bearbeitet werden müssen, höchstens zufällig die erforderlichen hochwertigen Lösungen.

 TRIZ, die Theorie zum Lösen Erfinderischer Aufgaben, geht mit einem grundsätzlich neuen Konzept an die Lösung schwieriger Aufgaben heran. Zunächst wird definiert, wie die ideale Lösung aussehen müsste. Dieses so genannte Ideale Endresultat („IER“) ist eine Wunschkonstruktion etwa der Art: „Eine Maschine, die ihre Funktion erfüllt, die aber als Maschine (fast) gar nicht (mehr) da ist“. Der nächste Schritt befasst sich mit der Formulierung der Widersprüche, welche die Erreichbarkeit des IER mit herkömmlichen Mitteln verhindern. Schwierigere Aufgaben sind dadurch gekennzeichnet, dass einander widersprechende Bedingungen zugleich bzw. ohne wechselseitige Behinderung erfüllt werden müssen (ein System muss z.B. zugleich heiß und kalt, oder zugleich feucht und trocken sein). In konventioneller Weise sind solche Widersprüche grundsätzlich unlösbar, Kompromisse kommen dafür nicht infrage („heiß“ und „kalt“ darf nicht „lau“ ergeben). TRIZ liefert verschiedene Lösungsstrategien, mit deren Hilfe die vermeintlich unlösbaren Widersprüche auf erfinderischem Niveau gelöst werden können. Es sind dies insbesondere:

      ·        Einfache Standards zum Lösen von Erfindungsaufgaben,

·        Prinzipien zum Lösen Technischer Widersprüche,

·        Separationsprinzipien zum Trennen der einander behindernden Systemparameter,

·        Stoff-Feld-Regeln zur Lösung auf physikalischem Niveau,

·        Gesetze der Technischen Entwicklung,

·        Physikalische Effekte (Ursache-Wirkungs-Beziehungen),

·        Das Modell der kleinen intelligenten Figuren („Zwergemodell“).

 

TRIZ basiert auf den Ideen des genialen Erfinders und Erfindungsmethodikers G.S. Altschuller. Ihm war aufgefallen, dass die meisten Patente aus den unterschiedlichsten Fachrichtungen auf vergleichsweise wenigen Prinzipien beruhen. Er schlussfolgerte nun, dass diese Prinzipien auch zum Lösen neuer Aufgaben geeignet sein müssten, was zugleich bedeutet, dass auch vermeintlich originelle Aufgaben gar so neu nicht sein können. Altschuller belegte das Wirken der Prinzipien überwiegend anhand von Beispielen aus dem Maschinenbau. 

 Vorliegendes Buch fußt auf den jahrzehntelangen TRIZ-Erfahrungen des Verfassers. Erläutert wird die sukzessive Arbeitsweise (Algorithmus zum Lösen Erfinderischer Aufgaben) in ausführlicher sowie verkürzter Form, ferner die punktuelle Arbeit mit einzelnen Lösungsstrategien. Es werden zahlreiche neue Beispiele, darunter eigene Erfindungen, methodisch erläutert. TRIZ arbeitet Branchen übergreifend. Der Verfasser hat deshalb die neuen Beispiele verschiedenen Gebieten außerhalb des Maschinenbaus, wie der Chemischen Technologie, der Medizin und der Medizinischen Technik, entnommen. Das „TRIZ-gemäße“ Denken ist jedoch nicht nur innerhalb der Technik, sondern grundsätzlich von besonderer Bedeutung. TRIZ kann als geradezu universelle Denkstrategie betrachtet werden. Dies wird vor Allem anhand von Beispielen aus der Literatur, der Werbung und der Bildenden Kunst belegt. Insbesondere die Strategien des Umkehrdenkens, der universellen Lösungsprinzipien sowie der Widersprüche (bzw. Paradoxien) sind geeignet, das systematische Erarbeiten hoch schöpferischer Lösungen zu ermöglichen. 

 Ausführlich werden die Quellen des von Altschuller in die Kreativitätslehre eingeführten widerspruchsorientierten Denkens besprochen. Bei den innerhalb und außerhalb der Technik wirkenden Widersprüchen, die das Erreichen eines Ergebnisses mit konventionellen Mitteln verhindern, handelt es sich nicht um logische, sondern um dialektische Widersprüche. Auch für alle anderen TRIZ-Hauptelemente bildet die Dialektik das übergreifende Denkprinzip. Mit Hilfe der in dieser Weise angewandten Dialektik lassen sich schwierige Probleme der unterschiedlichsten Art lösen, ohne in das übliche Kompromissdenken zu verfallen. Der Verfasser hat die Altschuller -Methode in entscheidenden Punkten erweitert bzw. modifiziert. So wurde eine Hierarchie der Prinzipien zum Lösen Technischer Widersprüche geschaffen. Die Widerspruchsnomenklatur wird als wirksames Mittel zum Formulieren Erfolg versprechender Patentschriften erläutert. Elemente des TRIZ-Denkens werden zum Bewerten derzeitiger bzw. neu geschaffener Technologien empfohlen. Die Art der Darstellung ist so gewählt, dass der interessierte Leser ohne Umwege mit der schöpferischen Arbeit auf seinem Gebiet beginnen kann.

 

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